Pfingsten

In Deutschland war zwar Pfingsten, wir hatten aber langes Wochenende, da am Dienstag der schwedische Nationalfeiertag war. Ein langes Wochenende bedeutet auch, dass ich mal wieder sehr viel erlebt habe.

Das Orchester, in dem ich hier spiele, bekam nämlich am Mittwoch Besuch. Besuch aus Italien. Und um es schonmal vorab zu sagen, es war super! Und ich vermisse die Italiener ziemlich. Am Donnerstag war die erste Probe mit ihnen und Freitag war auch schon am Morgen ein Schulkonzert. Danach sind wir bei schönem Wetter zum Dybecksgården gefahren, haben gegessen und ihnen Wikinger-Schach (oder auch Kubb) beigebracht. An dem Tag sind wir uns auch alle Näher gekommen und ich habe mit Oscar (aus meinem Orchester) und Laura und Irene (aus Italien) wirklich viel Zeit verbracht und viel gelacht. Unter anderen haben wir uns auch total wichtige Wörter *husthust* auf der jeweiligen Muttersprache beigebracht. Am Samstag hatten wir ein Konzert auf dem Marktplatz, auch wenn das Wetter leider nicht so mitgespielt hat. Am Nachmittag waren wir dann beim Italiener essen, die Italiener fanden es ziemlich komisch, dass Schweden die Angewohnheit haben, sich Krautsalat auf ihre Pizza zulegen. Sonst waren aber auch sie mit dem Geschmack zufrieden. Am Abend war dann das große Abschlusskonzert und es klang auch einfach klasse! Danach hatten wir schwedisches Buffet und eine Art Disko, die wir alle genossen haben. Als es dann gegen 23 Uhr Zeit zum Abschied war, ist es uns allen nicht leicht gefallen und seit dem schreibe ich auch immer noch mit einigen von den Italienern. 
Nachdem ich dann am Sonntag über den Abschied ein bisschen frustriert war, wartete am Montag ein richtiges Highlight auf mich! Früh morgens ging es nach Stockholm, wo Lea auch schon am Bahnsteig auf mich wartete! Es ging dann erst einmal in ein Café, wo wir uns ununterbrochen unterhalten habe. Danach liefen ein bisschen verwirrt in der Innenstadt umher (so wie es mit uns Zweien in Stockholm eigentlich immer ist). Lea war nämlich auf der Suche nach neuen Schuhen und ich nach einem hübschen Outfit für Midsommar, leider blieben wir beide nach einer Stunde immer noch erfolglos. Also beschlossen wir uns, weiter zu ziehen. Es ging nämlich nach Gröna Lund, ein Freizeitpark, mitten auf einer der vielen Inseln, die zu Stockholm gehören! Der Freizeitpark war von der Größe nicht mit dem Heide Park zu vergleichen, jedoch trotzdem ziemlich cool! Bis auf eine Achterbahn (die hat dann doch ein bisschen unheimlich gewirkt), sind wir wirklich alle Achterbahnen und auch noch andere Fahrgeschäfte gefahren. Die Holzachterbahn und eine Achterbahn mit dem Namen Jetline waren meine Favoriten! Auch wenn wir wirklich viel warten mussten (selbst an dem Dönerstand!), haben wir die Zeit wirklich genossen und sogar einige bekannte Gesichter getroffen. Das traurige war nur, dass ich beim ganz normalen Kettenkarussell wirklich am meisten Angst hatte! Ja... ich mochte Kettenkarusselle glaube ich noch nie. Bei den Achterbahnen war der Ausblick das Beste, wie ich finde. Bevor man schnell beschleunigt durch die Kurven saust wird man ja immer langsam hochgezogen und genau in diesen Sekunden hat man das Gefühl, ganz Stockholm, mit all seinen gemütlichen Bauwerken, überblicken zu können! Genau da fällt mir besonders auf, warum ich so verliebt in diese Stadt bin!

Nachdem wir mehrere Stunden in Gröna Lund verbracht hatten, versuchten wir am Abend noch einmal unser Shoppingglück. Dieses Mal mit Erfolg! Es gab zwar keine Schuhe für Lea, jedoch fanden wir beide hübsche Klamotten. Ich habe mich sogar direkt in einen Jumpsuit verliebt, jetzt muss nur noch das Midsommar-Wetter stimmen, damit ich ihn auch dort anhaben kann.

Gegen 20 Uhr kamen wir dann am Bahnhof an, wo wir noch ein wenig Salat aßen und einen Kaffee tranken. Und ja, ich habe auch Kaffee getrunken, bzw. eigentlich Kaffee-Latte, war aber trotzdem super lecker und mein erstes richtiges Kaffeegetränk, welches ich genießen konnte. Leider musste Lea dann den Bus zurück zu ihrer Gastoma nehmen und ich den Zug zurück nach Hause. Trotzdem nochmal ein ganz großes Dankeschön für diesen Tag Lea! Unser letztes Mal, dass wir uns in unserem Auslandsjahr getroffen haben! Traurig, aber war.

Bilder vom Italienbesuch

Bilder aus Stockholm

Wie gesagt... Lea habe ich das letze Mal gesehen und deswegen kamen auf der Rückfahrt im Zug auch irgendwie die Gefühle hoch, deshalb habe ich dann in mein Handy einen Text geschrieben, mit allen Gedanken, die ich dort gerade hatten. Sie sind vielleicht nicht mehr dieselben, die ich jetzt gerade habe, aber bestimmt doch noch ähnlich. Jetzt wird der Abschied nämlich noch realer, gestern habe ich meine Gastfamilie als Dankeschön zum Chinesen eingeladen und auch Mama und Papa sind seit gestern in Schweden! In Schweden! Das erste Mal seit 10 Monaten befinden sie sich im selben Land wie ich. Auch, wenn ich sie erst am Donnerstag, meinem letzten Schultag , sehen werde, fühlt sich das so komisch an. Weniger als eine Woche, dann habe ich sie wieder und meine Zeit im Ausland ist fast vorbei...

Um euch eine Idee von meinen Gedanken zugeben kommt jetzt der Text aus dem Zug:

 

"Gerade sitze ich im Zug, von Stockholm, zurück nach Hause. Und da kommt es wie ein Schock, meine Zeit hier ist fast vorbei. Lea habe ich das letzte Mal in Schweden gesehen, werde sie aber in weniger als einen Monat in Deutschland wiedersehen. Weniger als einen Monat, in DEUTSCHLAND *Schluck*... Stockholm werde ich erstmal nur noch einmal sehen, wenn meine Eltern mich besuchen kommen... Ich werde es so vermissen, 21:17 Uhr und die Sonne ragt immer noch über die Baumwipfel, 3 Uhr morgens und es wird schon wieder richtig hell. Und Mitternachts kann ein Stück des Himmels immer noch, wie beim Sonnenuntergang, bunt gefärbt sein. 

Nur noch drei Tage Schule diese Woche und nächste Woche vier Tage, dann ist es vorbei, nie wieder Schule in Schweden. Da hilft auch gerade die Vorfreude auf Deutschland nichts... Ich möchte meine Klasse hier noch nicht verlassen und auch nicht mein Orchester. Es war schon schwer genug am Samstag die Italiener zu verabschieden. Sie sind mir in den drei Tagen so ans Herz gewachsen. Und als sie zu Besuch waren, habe ich gemerkt, wie sehr ich mich verändert habe. Offener, selbstbewusster, mehr ich selbst. Ich habe mir nicht mehr so viele Gedanken darüber gemacht, wie ich bei den anderen ankomme, entweder sie mögen mich, oder nicht. Und das hat erstaunlich gut funktioniert! Ich hoffe wirklich, dass ich das in Deutschland beibehalten werde. Außerdem bin ich toleranter geworden und habe noch mehr Wünsche und Träume für die Zukunft gesammelt...

Ach, ich werde Schweden so vermissen, aber ich werde immer ein Stück Schweden in mir haben, denn ich habe mir schon einige schwedische Eigenschaften abgeguckt. Z.B. die Gelassenheit.

Außerdem habe ich hier gelernt Sachen einfach zu machen, Chancen zu nutzen, wer weiß, wann man eine Chance nochmal bekommt, also nutze sie! So viel kann schon nicht schief gehen, besser, als es später tagelang zu bereuen (ich spreche aus Erfahrung).

Ja, ich weiß auch nicht, was ich dazu noch schreiben soll... Ich werde Schweden einfach so vermissen! Und jetzt habe ich noch nicht einmal richtig an meine Gastfamilie gedacht und was sie alles für mich bedeuten...

Schweden hat mich wirklich wachsen lassen und das werde ich vermissen. Ich bin erwachsener geworden, auch wenn ich immer noch ein kleines Spielkind sein kann. Aber auf jeden Fall bin ich reifer und selbstständiger.

Ich könnte noch so viel mehr schreiben, aber ich weiß wieder mal nicht richtig, wie ich all meinen Gedankensalat in Worte packen soll."

(Nina, 05.06.2017)

Um das mit der Helligkeit noch einmal zu verdeutlichen (fotos von dem blick aus meinem Fenster mit der Uhrzeit, vom letzten Wochenende):


(Für alle, die sich darüber wundern, dass ich die Bilder dieses Mal nicht verlinkt habe. Das liegt an der geringen Dateigröße der Bilder, da ich sie nicht mir meiner Kamera aufgenommen habe und dadurch der hier vorhandene Speicherplatz genügt.)

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